Skip to content Skip to sidebar Skip to footer

Die 13 Dhutangas: Ein Pfad der Einfachheit und Disziplin im Buddhismus

Im Buddhismus gibt es zahlreiche Praktiken und Wege, die den Geist klären und den Weg zur Erleuchtung erleichtern sollen. Eine dieser intensiven Disziplinen sind die 13 Dhutangas (auch Dhutaṅgas genannt). Der Begriff stammt aus dem Pali und bedeutet “Reinigungsmethoden” oder “Entsagungspraktiken”. Diese Praktiken stammen aus den Traditionen des Theravada-Buddhismus und wurden ursprünglich von den arahats (erleuchteten Wesen) praktiziert.

Was sind die 13 Dhutangas?

Die 13 Dhutangas sind freiwillige Disziplinen, die Praktizierende übernehmen, um das Leben zu vereinfachen, mentale Klarheit zu erlangen und die Bindung an materielle Dinge zu verringern. Jede dieser Praktiken ist ein Mittel, um Hindernisse auf dem Weg zur Erleuchtung zu beseitigen. Sie umfassen spezifische Regeln für Nahrung, Kleidung, Unterkunft und Verhalten.

Die 13 Praktiken im Detail

  1. Wohnen im Wald (Araññikaṅga)
    Mönche, die diese Praxis ausüben, leben abseits von Städten und Dörfern, um den Geist zu beruhigen und Ablenkungen zu vermeiden. Der Aufenthalt in der Natur stärkt die Meditation und die Verbindung zur Vergänglichkeit.
  2. Leben unter einem Baum (Rukkhamūlikaṅga)
    Diese Praxis bedeutet, dass der Praktizierende ausschließlich unter einem Baum lebt, ohne ein festes Dach über dem Kopf. Sie symbolisiert die Absicht, loszulassen und einfach zu leben.
  3. Leben in einem offenen Raum (Abbhokāsikaṅga)
    Hier verzichten Praktizierende auf jede Art von Unterkunft und schlafen unter freiem Himmel. Diese Praxis stärkt die Akzeptanz von äußeren Bedingungen und fördert die Entsagung.
  4. Leben in einem Friedhof (Sosānikaṅga)
    Das Wohnen auf einem Friedhof oder einem Ort der Toten erinnert an die Vergänglichkeit des Lebens und hilft, Anhaftungen an den Körper und das Ego zu überwinden.
  5. Leben in einer selbstgewählten Behausung (Yathāsanthatikaṅga)
    Diese Praxis bedeutet, dass der Mönch oder Praktizierende nur an einem selbst gewählten Ort lebt und nicht ständig umherzieht.
  6. Essen von Almosen (Piṇḍapātikaṅga)
    Das Essen wird ausschließlich durch das Sammeln von Almosen in den Dörfern oder Städten gewonnen. Dies reduziert die Abhängigkeit von einer festen Quelle.
  7. Essen nur aus einer Schale (Sapadānacārikaṅga)
    Der Praktizierende nimmt seine gesamte Nahrung aus nur einer Schale zu sich, ohne das Essen aufzuteilen oder Reste zu behalten.
  8. Essen nur einmal am Tag (Ekāsanikaṅga)
    Diese Praxis bedeutet, dass man nur eine Mahlzeit pro Tag zu sich nimmt. Dies reduziert die Anhaftung an sinnliches Vergnügen durch Essen.
  9. Essen nur das, was direkt angeboten wird (Pattapiṇḍikaṅga)
    Der Praktizierende akzeptiert nur das, was ihm angeboten wird, ohne spezielle Wünsche oder Präferenzen zu äußern.
  10. Tragen von Flickenkleidung (Paṃsukūlikaṅga)
    Die Kleidung besteht aus Stofffetzen, die von Müllplätzen oder Friedhöfen gesammelt und zusammengenäht werden. Diese Praxis fördert Bescheidenheit und Dankbarkeit.
  11. Tragen von nur drei Gewändern (Tecīvarikaṅga)
    Der Praktizierende besitzt nur drei Gewänder: ein äußeres, ein inneres und ein Ersatzgewand. Dies stärkt das Prinzip der Genügsamkeit.
  12. Vermeidung von körperlichem Komfort (Nesajjikaṅga)
    Diese Disziplin bedeutet, dass der Praktizierende nicht liegt, sondern in aufrechter Haltung meditiert oder ruht.
  13. Zufriedenheit mit dem, was man hat (Yathābhūtaṅga)
    Der Praktizierende akzeptiert vollständig die Umstände, die ihm gegeben sind, und sucht keinen zusätzlichen Komfort oder Luxus. 

Die Geschichte von Devadatta

Die Dhutangas und ihre Praxis wurden nicht ohne Herausforderungen in der frühbuddhistischen Gemeinschaft erlebt. Eine interessante und bedeutsame Figur in dieser Geschichte ist Devadatta, ein Cousin von Shakyamuni Buddha. Devadatta war ein asketischer Praktizierender, der der Ansicht war, dass sowohl das Leben als auch die Lehren des Buddha nicht strikt genug waren. Er wünschte sich eine strengere und rigorosere Auslegung der asketischen Praktiken und wollte noch extremer leben. Devadatta versuchte, eine eigene, strengere Sangha zu gründen, in der er die Praktiken der Dhutangas noch weiter intensivierte und den Fokus auf sehr strenge asketische Übungen legte. Er wollte die Gläubigen dazu bewegen, eine viel härtere Lebensweise zu führen, um spirituelle Fortschritte zu erzielen. Diese Unstimmigkeit in der Auffassung über die Praxis von Achtsamkeit und Entsagung führte zu einer Spaltung innerhalb der Sangha, der Gemeinschaft der Praktizierenden. Während einige den extremen Weg von Devadatta unterstützten, hielten andere an den Lehren und der Balance, die Buddha verkörperte, fest.

Mögliche Wirkung der Dhutangas

Die 13 Dhutangas sind nicht obligatorisch, sondern freiwillige Praktiken. Sie richten sich an jene, die ihre Entsagung vertiefen und die Bindung an die Welt lösen möchten. Die Ziele sind:

  • Verringerung von Begierden: Praktizierende lernen, mit weniger auszukommen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
  • Förderung von Achtsamkeit: Durch die Einschränkungen wird der Geist auf den gegenwärtigen Moment ausgerichtet.
  • Stärkung von Disziplin: Die strikten Regeln fördern Selbstbeherrschung und Entschlossenheit.
  • Einsicht in die Vergänglichkeit: Viele der Praktiken, wie das Leben auf einem Friedhof, sind eine ständige Erinnerung an die Natur von Geburt, Altern und Tod.

Relevanz der Dhutangas heute

In der modernen Welt, die von Konsum, Komfort und Ablenkung geprägt ist, scheinen die 13 Dhutangas auf den ersten Blick extrem. Doch ihre Prinzipien können auch für Laien wertvolle Lektionen bieten:

  • Minimalismus: Weniger Besitz kann zu mehr Zufriedenheit führen.
  • Achtsamkeit im Alltag: Bewusstes Essen, einfaches Leben und Dankbarkeit fördern einen klareren Geist.
  • Fokus auf das Wesentliche: Die Praktiken lehren, sich auf spirituelle Werte statt auf materielle Dinge zu konzentrieren.

Abschlussgedanken

Die 13 Dhutangas sind ein kraftvoller Ausdruck buddhistischer Praxis und Weisheit. Sie fordern dazu auf, den Geist zu reinigen, Anhaftungen zu lösen und ein Leben der Einfachheit zu führen. Während sie vor allem für Mönche gedacht sind, können sie auch Laien inspirieren, bewusster zu leben und inneren Frieden zu finden.

Translate »